Das Thema Long und Post Covid-19 ist aktueller denn je. Symptome des Long Covid-19 sind umfangreich, das Virus greift in alle Organsysteme ein, selbst Zellen, die für die Immunabwehr zuständig sind. Das geht über Müdigkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, der schon lange bekannte persistierende Geruchsverlust und vieles mehr.
Ein Kinderarzt und Leiter einer Reha Klinik in Kempten berichten, dass bei Kindern, die Covid-19 erwiesenermaßen hatten, die Wahrscheinlichkeit dafür kleiner ist als 10 %. Das sind alles allerdings Erfahrungswerte dieser Ärzte. In den S1-Leitlinien geht man von insgesamt bis zu 15% (Erwachsene und Kinder) aus, bei Kindern sind mehr Mädchen als Jungen betroffen. Die ersten Erfahrungswerte dieser Ärzte konnten diese Geschlechtsverteilung bei Erwachsenen so nicht deutlich beobachten. Die Leitlinie geht von einem leichten Überhang des weiblichen Geschlechts aus.
Bei der Therapie ist aus schulmedizinischer Sicht das sogenannte Pacing sehr wichtig. Sprich die Selbstbeobachtung. Wie viel kann sich derjenige an Belastung zumuten, ohne danach einen so genannten Crash zu erleiden (man fällt wieder in sich zusammen und braucht umso länger, um wieder eine Belastung auf sich nehmen zu können).
Für die Diagnostik, den Nachweis, dass bestimmte Organe durch Covid-19 betroffen geblieben sind (Viruspersistenz), braucht es:
- viele Fachrichtungen, die zusammenarbeiten wie Pneumologen (Lungenarzt), Hals-Nasen-Ohrenarzt, Neurologen (Nervenspezialist), Kardiologe (Herzspezialist), Psychologen und andere Spezialisten je nach Symptomen.
- spezielle Untersuchungen in diesen unterschiedlichen Abteilungen.
Wichtig zu wissen ist, dass die speziellen Untersuchungen normal sein können. Es besteht daher die Gefahr, dass die Ärzte den Patienten nicht ernst nehmen, obwohl dieser die Symptome natürlich nicht vorspielt.
Hier kommt die Osteopathie neben anderen Naturheilverfahren ins Spiel. Obwohl die Schulmedizin noch keinen wirklichen packenden Therapieansatz hat, gestehen sie alternativen Therapieansätzen wenige Erfolgsaussichten zu.
Ich denke, wenn man vor einer so großen Herausforderung steht, muss man gemeinsam nach Wegen suchen, den Betroffenen zu helfen. Da ich beides bediene, sowohl die Schulmedizin als auch die Osteopathie, gestehe ich beidem seinen Spielraum und seine Indikation zu.
Mit der Osteopathie kann man Organsysteme wieder in Einklang bzw. sich gegenseitig behindernde Systeme, wieder auf einander abstimmen.
Die Lunge kann z.B. nur gut funktionieren, wenn auch Diaphragma (Zwerchfell), Rippen, Schlüsselbein und andere benachbarte Systeme gut aufeinander abgestimmt sind, auch neuronal. Das Diaphragma (Zwerchfell) kann nur gut funktionieren, wenn es durch die darunter liegenden Organe nicht eingeschränkt wird und diese wiederum durch andere nicht gestört/behindert werden. Das menschliche Organsystem muss hier einmal mehr als Ganzes gesehen werden. Deshalb kann die osteopathische Therapie hier sehr hilfreich sein, weil sie viele Organe miteinander in Beziehung setzt.
Quelle: AWMF Register Nr. 020/027, S1-Leitlinie Post/Long-Covid-19